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Was tun bei einem Erdbeben? |
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Erdbeben in der Schweiz?
Meinung 2: Die moderne Industriegesellschaft hat das Erdbebenrisiko verkleinert.
Im Vergleich zu den gegenwärtigen Schreckensbildern aus der Türkei, mögen die Folgen des Visper Bebens von 1855 harmlos
erscheinen. Doch mit welchen Folgen wäre zu rechnen wenn sich das gleiche Beben heute wiederholen würde? Die
Schweizerische Rückversicherung hat diese Frage untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass allein die
Gebäudeschäden mehrere Milliarden Franken ausmachen würden.
Jahr |
Ort |
Gebäudeschäden in CHF |
1356 |
Basel |
13.1 - 47.1 Mia. |
1601 |
Nidwalden |
0.76 - 8.95 Mia. |
1720 |
Bregenz |
0.30 - 1.44 Mia. |
1774 |
Altdorf |
0.45 - 3.1 Mia. |
1855 |
Vispertal |
0.58 - 8.72 Mia. |
1881 |
Bern |
0.28 - 1.25 Mia. |
1946 |
Rawil |
0.43 - 1.9 Mia. |
Der Gesamtschaden, inklusive Verluste an Einrichtungen, Infrastrukturbauten und den Folgekosten durch Todesfälle,
Verletzungen, Produktionsausfall und Umweltschäden wäre ein Vielfaches davon. Das sind Beträge, die auch die
wohlhabende Schweiz nicht ohne weiteres verkraften könnte. Entgegen der zweiten weit verbreiteten Meinung hat
also das Erdbebenrisiko gegenüber der Vergangenheit nicht ab- sondern massiv zugenommen. Der Grund für diese
Zunahme des Risikos sind der enorme Bevölkerungs- und Wertzuwachs sowie die grössere Verletzlichkeit der modernen
Industriegesellschaft.
Ungünstiger Untergrund verschärft die Erdbebengefahr
Die Erfahrungen aus den vergangenen starken Erdbeben zeigen, dass die stärksten Schäden nicht auf die unmittelbare
Nähe des Erdbebenherdes beschränkt sein müssen, sondern dass sie auch in grossen Entfernungen auftreten können.
Sowohl 1985 in Mexico City als auch 1989 in San Francisco traten die grössten Schäden in mehreren 100 km
Entfernung vom eigentlichen Epizentrum auf. In beiden Fällen führte ein besonders weicher Untergrund zu einer
Aufschaukelung der Erdbebenwellen und somit zu einer erheblichen Verstärkung der Erschütterungen. Besonders
verheerend sind diese Effekte, wenn die dominierende Schwingungsfrequenz im Untergrund mit derjenigen der
Gebäude übereinstimmt. Solche Zustände lassen sich durch gezielte Baugrunduntersuchungen feststellen und bei der
Bemessung und dem Entwurf der Gebäude berücksichtigen. In Kobe 1995 sind Gebäude auf weichem Untergrund entlang
ganzer Strassenzüge eingestürzt oder wurden schwer beschädigt, während einige Strassen entfernt die genau gleich
konstruierten aber auf festem Untergrund stehenden Gebäude unbeschädigt geblieben sind. Hätte man der
unterschiedlichen lokalen Beschaffenheit des Untergrundes bei der Konstruktion Rechnung getragen, wären wesentlich
weniger Opfer und wesentlich geringere Schäden zu beklagen gewesen.
Beispiel Wallis
Vor 150 Jahren waren die Sümpfe des Walliser Talbodens gerade erst trockengelegt worden und die vor allem der
Landwirtschaft dienenden Siedlungen befanden sich auf festem Untergrund an den Talflanken. Inzwischen ist auch
das weiche Schwemmland des Talbodens dicht besiedelt und Standort einer bedeutenden Anzahl von Industrien mit
einer verletzlichen Infrastruktur und einem grossen Schadenpotential für Mensch und Umwelt. Weiche Böden können
die Erdbebenerschütterungen im Extremfall bis zu einem Zehnfachen gegenüber denjenigen auf soliden Felsuntergrund
verstärken Dies ist auch der Grund, warum die Besiedlung und Industrialisierung zum Beispiel des Walliser
Talbodens mit seinen lockeren Flussablagerungen das Erdbebenrisiko gegenüber früheren Jahrhunderten enorm
verschärft hat. Auch im nördlichen Mittelland sind im letzten Jahrhundert viele empfindliche Bauten auf
weichen Fluss- und Seeufern entstanden. Teile der Basler Chemieanlagen oder der Bahnhof von Luzern sind
eindrückliche Beispiele dafür. Ungünstige Beschaffenheit des lokalen Untergrundes führt also dazu, dass selbst
die von entfernten Beben verursachten Erschütterungen schwere Schaden anrichten können.
Weitere Informationen: Publikation des Bundesamtes für Wasser und Geologie
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